„Je vois la vie en bleu“, dieses Lied werden wir Neunkircher Pfadfinder so schnell nicht vergessen. Aber lasst uns am Anfang beginnen:
Am frühen Morgen des 15. Juli trafen wir uns am Neunkircher Bahnhof zur Abfahrt in unser elftägiges Abenteuer. Die Vorfreude auf die gemeinsame Woche in Château-Thierry mit unserem Partnerstamm aus St. Dié und danach das weltweite Jamboree (Jamboree ist ein internationales Pfadfindertreffen) mit 22.000 Pfadfindern in der Nähe von Paris war riesig.
Für die drei Leiter und elf Jungpfadfinder im Alter von 10 bis 13 Jahren war die Hinfahrt schnell vergangen. „Wir fuhren von Neunkirchen über Saarbrücken, mit dem ICE nach Paris und dann mit einer Regionalbahn nach Chateau-Thierry, wo wir unseren Partnerstamm aus St. Dié endlich kennenlernen durften“. Dort hieß das Motto „Piraten“. Alle waren ganz schnell auf Kurs mit Kapitän One Hand und Kapitän One Eye. Unterstüzt von ihren treuen Matrosen fanden sie gemeinsam erfolgreich den Weg zum legendären Schatz.
Für die Juffis der beiden Stämme St. Dié des Vosges und Neunkirchen war dies eine tolle und unvergessliche Begegnung. Alle lernten sich kennen, die Kinder probierten miteinander auf „deutschfranzöenglischgebärdisch“ zu kommunizieren und ab dem dritten Tag klappte die Verständigung zwischen den Jufis schon ganz gut.
Alle wurden in verschiedene deutsch-französisch gemischte Sippen aufgeteilt. Sie fanden originelle Namen wie King Kong Bananas, Kraken, Monsterchen, Papageien und Ninja Turtles. Nachdem alle Sippen ein Stirnband mit ihrem selbst entworfenen Wappen gefertigt hatten, erfanden sie noch einen eigenen Schlachtruf.
Neben mehr oder noch mehr rustikalen Kochangelegenheiten, wo wir in einer „Kartoffel“ auf dem Boden saßen und die leckeren, teils von Kindern, teils von Leitern zubereiteten Mahlzeiten genossen, gab es französische und deutsche Tischgebete. Laute „Guten Appetit-Rufe“ waren bei jeder Mahlzeit Pflicht.
Am dritten Tag machten sich die Sippen ohne Leiter mit Karte und Kompass auf einen langen Weg. Ziel war ein zu findender Übernachtungsort. Dieses Hike hat so manche Kids an ihr Limit gebracht, dennoch sind sie über sich hinausgewachsen. Als am kommenden Tag jede Mannschaft wieder am Zeltplatz ankam, gab es nur fröhliche Gesichter. Es war für jeden eine tolle Erfahrung, die sicher lange in Erinnerung bleiben wird.
An den nächsten Tagen fand noch eine Olympiade, mit pfadfinderischen Disziplinen wie Scoutball, Riesen TicTacToe oder Lagerbaseball statt.
Neben einem deutschen Abend durfte natürlich das große gemeinsame Lagerfeuer mit deutschen Pfadfinderlieder und Stockbrot nicht fehlen.
Das Highlight des letzten Tages bei unserem Partnerstamm war die Versprechensfeier, bei der Svenja Bauer, Joelle Dappers und Sascha Bastuck, drei Neujuffis ganz stolz und feierlich ihr Versprechen abgelegt und das ersehnte blaue Halstuch bekommen haben. Am selben Abend hat unser französischer Partnerstamm auch ihre neue „jeunes scouts“ in die Gruppen willkommen geheißen, ein großer Moment für alle gemeinsam.
Nach einer Nacht unter freiem Himmel machten wir uns mit unserem Partnerstamm auf den Weg zum Jamboree.
Das Bundeszentrum der Scouts de France ist riesig. Sie haben ein tolles großes Schloss auf ihrem Grundstück. Dieses diente als Hauptquartier. Von hier aus organisierten die über 1000 freiwilligen Helfer das komplette Jamboree. Die Gruppen waren in 26 Dörfer eingeteilt. Wir gehörten zum Dorf „Jean de La Fontaine“. Hier hörten wir am ersten Tag interessante Infos über diesen Dichter sowie Geschichten über Krähen in Bäumen und nach Käse lechzenden Füchsen.
Abends fand die riesige Willkommensfeier für alle 22000 Teilnehmer statt. „Es war beeindruckend und ergreifend, überall wo man hinsah, waren nur Klufte und Halstücher zu sehen“, so Inge Kappler, eine Gruppenleiterin. Nach einer mitreißenden musikalischen und kulturellen Show wurde das Rätsel vorgestellt, welches die Gruppen in den nächsten Tagen zu lösen hatten. Während der gesamten Eröffnungsfeier war der Geist und die Ideologie der Pfadfinderei zu spüren: egal ob Franzosen, Deutsche, Spanier, Italiener, Kanadier, Marokkaner, Tunesier oder Menschen aus Bangladesch und anderen Orten der Welt, alle waren vereint wie Brüder und Schwestern. Ganz speziell gespürt hat es unser Juffi Silas Weiß: „Es war für mich eine ganz besondere Ehre und ein unvergessliches Erlebnis, dass ich für Deutschland die Fahne zu Beginn der Zeremonie reintragen durfte“.
Nicht nur für die Jugendlichen war es interessant, sich mit Pfadfindern aus anderen Ländern auszutauschen. Viele nutzten die Gelegenheit, Halstücher und Aufnäher mit neu gewonnenen Freunden zu tauschen. Alle genossen einfach nur das gemeinsame Beisammensein in der Gemeinschaft der Pfadfinder.
Ein dickes Kompliment gilt auch denjenigen, die eine spannende Schnitzeljagd für über 20000 Leute gut organisiert hatten. Hierbei konnten sich die Jungpfadfinder genauso wie in verschiedenen Workshops gegenseitig unterstützen, eigene Entscheidungen treffen und Neues ausprobieren.
Natürlich gab es auch einen gemeinsamen Gottesdienst, der mit einem Dutzend Priestern und sogar einem Bischof nicht nur feierlich sondern auch ökumenisch für alle anwesenden Konfessionen gestaltet wurde.
Leider hieß es dann am letzten Tag Zusammenpacken. Bei der Abschiedsfeier gab es dann des Rätsels Lösung: Eine Hackerin namens Alma hat herausgefunden, dass virtuelle Personen aus einem Computerspiel niemals so interessant sein werden, wie Menschen, die sie täglich um sich hat.
Nach einer langen Zugfahrt kamen abends alle zwar sehr müde, aber glücklich und voller Erinnerungen und bleibenden Eindrücken wieder in Neunkirchen an.
„Persönlich freue ich mich, dass wir dieses Abenteuer gemeinsam erleben konnten. Ganz sicher werden wir auch in Zukunft mit unserem Partnerstamm aus St. Dié in den Vogesen weitere tolle Aktionen erleben. Ich bin auch sehr stolz auf unsere Juffis, die mehrmals über sich hinaus gewachsen sind, alle möglichen Hürden erfolgreich geschafft haben und ganz sicher von diesen beiden Wochen ganz tolle Erinnerungen behalten werden.“ sagte Juffi-Leiter und Stammesvorsitzender Martial Martin.